Butzen wird Schneidwerkzeug und spart Prozesszeit beim Durchstanzen

Ob Rechteck-, Quadrat- oder Rundrohr – das Durchstanzen von Hohlprofilen hat sich als zeiteffektive Lösung im Vergleich zum einseitigen Stanzen bewährt. Kritische Punkte sind mögliche Deformationen sowie Versatz. Durch den Einsatz einer Spreizmatrize gelingt es, dem entgegenzuwirken. Butzen wird Schneidwerkzeug und spart Prozesszeit beim Durchstanzen Vorgestellt wurde das Verfahren auf der diesjährigen Blechexpo von der Firma Petig aus dem nordrhein-westfälischen Grevenbroich. Die zur Demonstration präsentierte Maschine wurde dann in Stuttgart auch gleich vom Fleck weg gekauft, berichtet Firmenchef Karl-Friedrich Petig. Nach Sankt Petersburg in Russland. Die typischen Anwender von Rohrstanzanlagen sind Hersteller von Leitern und Ladeneinrichtungen, Geländern und Treppen sowie der Gerüst-, Stahl- und Leichtmetallbau.

Spreizmatrize vermeidet die Deformation beim Durchstanzen

Beim Durchstanzen wird mit dem Stanzstempel die obere Rohrwand gelocht und mit dem Stanzbutzen, der als Stempelverlängerung fungiert, die untere Rohrwand gestanzt. Der Butzen wird damit zum Schneidwerkzeug. Dabei muss die Stanzbutzenführung in der Spreizmatrize und dem Matrizenhalter sehr eng sein, damit der Butzen nicht ausweichen kann. Durch die separat angetriebenen Spreizdorne mit den wechselbaren Matrizen wird das Rohr nahezu gratfrei und ohne Nachbearbeitungsaufwand gestanzt. Auf den hydraulisch angetriebenen Maschinen können Rohre mit bis zu 8 m Länge und einem Durchmesser bis 100 mm bei Wanddicken von 0,5 bis 10 mm bearbeitet werden.

Unkompliziert funktioniert auch die Abfallbeseitigung. Die Stanzbutzen fallen bei jedem Stanzhub durch den Maschinentisch in eine Schrottkiste. Dadurch kann das Quadrat- oder Rundrohr zur Weiterverarbeitung ohne zusätzlichen Arbeitsgang gedreht werden. Die Spannzangen im Vorschubmesswagen können über die Steuerung in jede beliebige Rohr-Position gedreht werden. Die gleichzeitige Bearbeitung von vier Rohren ist je nach Rohrgröße möglich.

Bei Gruppenlochungen von Regalsystemen muss jedes Stanzloch mit Stanzbutzenführung identisch sein, damit die Qualität der oberen und der unteren Lochung annähernd gleich ist. Eine je nach Materialstärke mögliche Abweichung von 0,2 bis 0,3 mm vom Sollmaß beim unteren Loch beeinträchtigt die allgemeine Funktion nicht. Beim Stanzen von Nichteisen-Metallen oder rostfreien Stählen werden die Stempel oberflächenvergütet, sodass Kaltaufschweißungen ausgeschlossen sind.

Zeiteinsparung im Vergleich zum einseitigem Stanzen

„Ausschlaggebend für die Qualität der Stanzung ist immer das Stanzwerkzeug", so Petig. „Dieses muss, bedingt durch die bisweilen großen Rohrdurchmesser, lange Werkzeugführungen haben." Gerade dann, wenn sich Stanzungen im Sichtbereich befinden, dürfen keine Deformationen erkennbar sein. Das Stanzverfahren mit der eingesetzten Spreiztechnik wird seit fünf Jahren von der Petig GmbH genutzt. Erster Auftraggeber war ein holländischer Stahlregalbauer.

Beim deformationsfreien Stanzen von Aluminium-Rohren und anderen Hohlprofilen, die als Konstruktionselemente zum Bau von Regalen eingesetzt werden, hat sich das Durchstanzen bewährt. „Gegenüber dem einseitigen Stanzen kann bei geringem Mehraufwand im Hinblick auf den Maschinenbau die Effektivität der Bearbeitung um etwa 35% gesteigert werden", sagt Petig.

Gestartet ist das Unternehmen vor mehr als 100 Jahren mit Messwerkzeugen für die ortsansässige Drahtindustrie, später dann stellte man Draht- und Kabelscheren her. Die Stauchprüfmaschine zur Qualitätskontrolle von Kaltstauchdraht wurde 1964 entwickelt. Erstmals im Jahr 1966 gab es im Portfolio der Firma Petig hydraulische Stanzanlagen. Seither ist die Entwicklung und Herstellung von Stanztechniken eine stabile Unternehmenssäule, die etwa 50% des Unternehmensumsatzes ausmacht. „Die Kunden wissen diese Stabilität zu schätzen. Erst kürzlich bestellte ein Kunde Komponenten für eine Maschine, die wir vor 35 Jahren für ihn gefertigt haben", erzählt Petig.

Die Kunden sind weltweit zu finden. Allein in diesem Jahr werden insgesamt 14 Rohrstanzmaschinen gefertigt, die dann nach Russland, in die Türkei, nach Estland und nach Dubai geliefert werden. Der Exportanteil in diesem Firmensegment liegt bei 60%. Die Konkurrenz in diesem Marktsegment sei überschaubar, so Petig, und im Wesentlichen in Deutschland und Italien zu finden.

US-Markt mit dem Drahtprogramm erschließen

Um über die Branche und die Wettbewerber im Bild zu sein, ist Petig viel unterwegs, besucht Kunden und die Branchenmessen in Singapur, Italien und Deutschland. Seit 1985 ist er Geschäftsführer des Familienunternehmens in der dritten Generation. Auch wenn der gelernte Maschinenbauer jetzt seinen 70. Geburtstag feiert, Pläne hat er noch so einige. So soll der US-Markt mit dem Drahtprogramm erschlossen werden. Und bei den russischen Kunden müsse man die Rohrstanzmaschinen an die Qualität der Rohrmaterialien anpassen. Durch die teils unterschiedlichen Blechdicken der Rohre muss bei den Maschinen die Vorschubkraft erhöht werden, um einen stabilen Prozessablauf zu gewährleisten.

Quelle: www.blechnet.com Redakteur/Autor: Annedore Munde, 30.08.2007